[Rezension] Sally Rooney - Normale Menschen

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Normale Menschen | Sally Rooney | 320 Seiten | Hardcover | Luchterhand Literaturverlag | 20 €

Inhalt

Connell und Marianne wachsen in derselben Kleinstadt im Westen Irlands auf, aber das ist auch schon alles, was sie gemeinsam haben. In der Schule ist Connell beliebt, der Star der Fußballmannschaft, Marianne die komische Außenseiterin. Doch als die beiden miteinander reden, allein in der Küche von Mariannes Villa, wo Connell seine Mutter von der Arbeit abholt, geschieht etwas mit ihnen, das ihr Leben verändert. 

Zitate

"Marianne kam es so vor, als fände ihr wahres Leben in weiter Ferne ohne sie statt, und sie wusste nicht, ob sie es jemals entdecken und daran teilhaben würde." (S. 18)

"Neuerdings beschäftigt ihn das Gefühl, dass er eigentlich aus zwei unterschiedlichen Personen besteht und sich bald entscheiden muss, welche er Vollzeit sein möchte und welche er zurücklässt." (S. 35)

 Meine Meinung

Bevor ich mit meiner Meinung beginne, möchte ich mich beim Luchterhand Literaturverlag für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares bedanken.

Triggerwarnung: sexuelle Gewalt, häusliche Gewalt, emotionaler Missbrauch, Drogenmissbrauch, Depression, Suizid, Selbstmordgedanken (zum Ansehen einfach markieren)

Normale Menschen ist schon seit einiger Zeit in aller Munde und nun ist das Buch auch im Deutschen erschienen. Der Hype um das Buch herum hat meine Neugier geweckt und somit wollte ich es auch unbedingt lesen.

Was mich gleich zu Beginn ein wenig aus der Bahn geworfen hat, war, dass in diesem Roman keine Anführungszeichen und wörtliche Rede verwendet wird. Das war mir vorher nicht bewusst und ich hatte im ersten Moment die Befürchtung, dass dies ein Hindernis für meinen Lesefluss und mein Verständnis sein wird. Aber das Gegenteil war der Fall. Ich habe mich sehr schnell an die fehlenden Anführungszeichen und wörtliche Rede gewöhnt und ich hatte sogar das Gefühl, dass ich viel tiefer in die Geschichte tauchen konnte und viel fokussierter war. 

Natürlich hat Sally Rooney mit der Handlung nicht das Rad neu erfunden, aber dennoch hat sie es geschafft, dass man sich dem Buch nicht entziehen kann. Ich glaube, was dieses Buch so gut macht und warum es aus der Masse heraussticht, ist die Tatsache, dass es sich so real anfühlt. Man kann sich in der realen Welt umschauen und genau die Dynamiken finden, die Sally Rooney in ihrem Roman beschreibt und untersucht. Es werden Dynamiken beschrieben, mit denen sich viele Menschen identifizieren können. Das mag an der ein oder anderen Stelle sicher ein wenig ungemütlich sein, aber genau das ist es, was dieses Buch ausmacht. 

Im Fokus des Buches steht die Beziehung zwischen Marianne und Connell und diese ist es, was das Buch vorantreibt. Marianne und Connell könnten kaum unterschiedlicher sein und sie befinden sich beide an unterschiedlichen Enden des sozialen Spektrums. Marianne kommt aus einer wohlhabenden Familie, während Connell aus der Arbeiterklasse stammt. Connell gehört allerdings zu den beliebten Schülern in der Schule, während Marianne zu den Außenseitern gehört. Diese Rollen vertauschen sich allerdings an der Universität. Diese Unterschiede haben zu einer interessanten Dynamik geführt, die außerdem auch zu einigen Konflikten innerhalb der Beziehung zwischen Connell und Marianne geführt hat. 

Neben der Beziehung, die im Fokus steht, findet sich auch eine deutliche Kritik in dem Roman wieder. Sally Rooney kritisiert deutlich unser ständiges Bedürfnis andere Menschen zu beeindrucken und vorzuführen. Dieses Bedürfnis ist es, was viele Problematiken in der Beziehung von Marianne und Connell aufwirft und es wird deutlich, dass ihre Probleme von der Außenwelt und der Erwartungen anderer Personen gelenkt werden. 

Ein Trope, welches sehr viel genutzt wird und für viele frustrierend sein wird, ist das der Fehlkommunikation. Das Buch strotzt nur so von Fehlkommunikation, aber im Hinblick auf der Kritik, die im Buch enthalten ist, wirkte es sehr realistisch. 

Fazit

Ein beeindruckender Roman, der gut in die aktuelle Zeit passt. Ich bin mir sicher, dass sich viele mit den Protagonisten, ihrer Beziehungen und den aufkommenden Problemen identifizieren können. Normale Menschen ist ein Roman, den man sicher nicht so schnell vergessen wird. 



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